Notfälle sind für Raumfahrer besonders gefährlich. Sie sind unterwegs in komplexen Maschinen unter extremen Bedingungen und passiert etwas, können sie den Unfallort so gut wie gar nicht verlassen. Daher bauen die Ingenieure lebenswichtige Systeme redundant in Raumfahrzeuge ein: Sie verlegen beispielsweise Leitung doppelt und verwenden zwei Steuerrechner statt einem.
Doch was Astronauten am meisten beängstigt, sind nicht die vertrauten Risiken, sondern die unbekannten und verborgenen Gefahren. Viele Katastrophen, die sich seit Juri Gagarins erstem Raumflug 1961 ereigneten, hatten oft völlig unerwartete Ursachen. Und doch sind Unfälle tragischerweise die lehrreichsten Erfahrungen, um die nächste Generation von Raumfahrzeugen sicherer zu bauen.
„Bis zum Unfall von Apollo 1 während eines Bodentests dachte die NASA, sie könnte reinen Sauerstoff-Atmosphäre in Raumschiffe verwenden“, erzählt Thomas Reiter,[1] ehemaliger ESA-Astronaut, der bei zwei Einsätzen knapp ein Jahr im Weltraum verbrachte. „Damit sollte der Innendruck niedrig gehalten werden, um die Struktur der Kapsel weniger zu belasten. Doch davon ist man völlig abgekommen.“ Denn ein Kurzschluss in der reinen Sauerstoffatmosphäre ließ die Kapsel innerhalb von Sekunden in Flammen stehen – die drei Astronauten hatten keine Chance. Orion, das modernste Raumschiff der NASA , fliegt heute mit nur 40 Prozent Sauerstoff in der Atemluft ins All.
Der ganze Beitrag zu Notfällen im All in der P.M.-Ausgabe 05/20: „SOS – wie Astronauten sich aus tödlichen Gefahren retten“
[1] Gespräch mit Thomas Reiter