Space is hard

Panel 1

Blog

Meine aktuellen Beiträge zum Thema Raumfahrt und Innovation

Lawinengefahr auf dem Mond?

Wie für Skifahrer könnte es für die Artemis-Astronauen regelrechter No-Go-Areas geben. Denn da der Mond auch Jahrmilliarden nach seiner Entstehung noch auskühlt, schrumpft er wie eine Rosine. Die damit verbundenen Mondbeben können, Staub und Gerölllawinen auslösen, so eine Studie.

Panel 2

Goldrausch im All – das Buch

Wie Elon Musk, Richard Branson und Jeff Bezos den Weltraum erobern – das Silicon Valley, New Space und die Zukunft der Menschheit.

Goldrausch im All
Goldrausch im All: Wie Elon Musk, Richard Branson und Jeff Bezos den Weltraum erobern – Das Silicon Valley, New Space und die Zukunft der Menschheit

Raumfahrt ist wieder sexy. Während sich herkömmliche Milliardäre um die Größe ihrer Superjachten streiten, machen Amazon-Chef Jeff Bezos, Virgin-Besitzer Richard Branson und SpaceX- und Tesla-Gründer Elon Musk Schlagzeilen mit Raketen. Die Space-Gurus pumpen Milliarden Dollar in ihre Raumfahrt-Unternehmen und läuten womöglich eine neue Epoche der Menschheit ein.

„Eine Kolonie auf dem Mars, Bergbau auf Asteroiden – Raumfahrt ist wieder the next big thing der Hightech-Welt“

Der Mensch greift wieder nach den Sternen, ausgelöst durch die Privatisierung und Digitalisierung der Raumfahrt. Ein Hotel im Orbit, ein Dorf auf dem Mond, eine Mission zum Mars – seit Apollo 11 war der „Deep Space“ nicht mehr so in Reichweite. Die aktuelle Entwicklung hat zudem alles, was eine epische Geschichte ausmacht: ein großes Ziel, einen Kampf von Giganten, den Einsatz „alles oder nichts“, die Welt als Publikum und den größten aller Preise – ewiger Ruhm.

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LESEPROBE GOLDRAUSCH IM ALL

Zu nah für Freundschaft

»Blue Origin hat es bisher nicht geschafft, ein zuverlässiges, suborbitales Raumfahrzeug zu bauen, obwohl es mehr als zehn Jahre am Entwickeln ist. (…) Falls Blue Origin in den kommenden fünf Jahren mit einem Gefährt aufkreuzt, das die NASA-Standards für bemannte Missionen erfüllt und an die Raumstation andocken kann – und dafür ist Startplatz 39A gedacht –, dann werden wir gern Platz dafür machen. Um ehrlich zu sein, ich denke, wir werden eher tanzende Einhörner im Flammenschacht entdecken.« In einer E-Mail an das Fachblatt SpaceNews machte Elon Musk seinem Ärger über den Streit um Cape Canaveral Luft.

Ein Flammenschacht ist ein mit Beton verschalter Raum unter einem Raketenstartplatz. Wenn die Raketenmotoren zünden und ihre wahrhaft infernalischen Feuer ausspucken, hat der Flammenschacht die Aufgabe, die heißen Abgase aufzunehmen und zu einer Seite hin kontrolliert weiterzuleiten, damit ihnen nicht Rakete und Startturm zum Opfer fallen. Selbst ein mythisches Wesen wie ein Einhorn hätte es in einem Flammenschacht einer startenden Rakete schwer. Musk hatte also recht deutlich gemacht, was er von den Ambitionen von Blue Origin hält. Das dürfte in der Redaktion für Entzücken gesorgt haben, denn so markige Worte geben Unternehmenschefs selten von sich. Aber Elon Musk ist eben kein normaler CEO – und 39A nicht irgendeine Rampe. Auf ihm hoben die Mondraketen und die Spaceshuttles ab. Hintergrund des Streits: 2013 wollten SpaceX und Blue Origin beide den historischen Ort pachten. Während SpaceX ihn für sich allein haben wollte, plante Blue Origin daraus eine Art kommerziellen Weltraumbahnhof zu machen, »offen für alle Startanbieter«. Um zu verhindern, dass die NASA Musk vorschnell den Vorzug geben würde, protestierte Bezos erst bei der NASA gegen Musks Angebot, und als die NASA ihn abblitzen ließ, beim US-Rechnungshof GAOI. Damit wurde der gesamte Vorgang auf Halt gesetzt, was vor allem Musk schadete. Bezos wollte beziehungsweise konnte ja erst Jahre später starten, Musk sobald wie möglich. Doch dafür musste der Platz erst hergerichtet werden. Und genau aus diesem Grund war er so sauer und nannte Bezos’ Vorgehen eine »verlogene Blockadetaktik«. Am Ende wies der GAO Bezos’ Einspruch ab, und schon im April 2014 verpachtete die NASA den historischen Ort für 20 Jahre an SpaceX für Starts der Falcon 9 und der Falcon Heavy. Runde 1 ging an Musk.

Wie schon festgestellt wird der neue Wettlauf ins All in zahlreichen Vorläufen mit unterschiedlichen Paarungen ausgetragen. Das Duell Musk und Bezos ist das härteste und direkteste. Es hat die größte Öffentlichkeit, und es ist das meiste Geld im Spiel.

Aber warum eigentlich? Bisher machte Musk als Weltraumspediteur und ISS-Versorger von sich reden, Bezos als Weltraumtouristik-Unternehmer. Doch dies sind nur die vordergründigen und kurzfristigen Ziele. In Wirklichkeit sind beide schon erbitterte Konkurrenten im Raumtransport, der langfristig darauf abzielt, Menschen in die Tiefen des Raums zu transportieren. Diese Ambitionen haben andere in dieser Intensität und auch in der Entwicklung der entsprechenden Technologie nicht erkennen lassen. Natürlich geht es erst einmal nicht um den Mars und die Weltraumkolonisierung, sondern um viel profanere Angelegenheiten: Verträge, Patente, die Gunst der NASA und persönliche Animositäten, wie wir eingangs gesehen haben. Wir wollen also sehen, wie die beiden Männer zur Raumfahrt gekommen sind, wie sie denken und was sie vorhaben – und mit welchem Erfolg. Und selbstverständlich: Welche Raketen und Raumfahrzeuge sie bauen, um die sie wie die Kinder zanken.

Eigentlich dürfte es ja gar keinen Streit geben. Wenn die beiden auf den jeweils anderen angesprochen werden, geben sie sich meist friedlich und betonen sogar die Gemeinsamkeiten. »Große Industrien bestehen nie aus einem einzigen Unternehmen. Es gibt genug Platz im Weltraum für eine ganze Menge Champions«, antwortete Bezos auf die Frage nach seinem Konkurrenten.25 Und dem einflussreichen Tech-Journalisten Walter Mossberg erklärte Musk bei der Code-Konferenz: »Ich denke, wir haben einige ähnliche Meinungen. Wir beide, Jeff und ich, glauben, dass es für die Zukunft wichtig sei, eine raumfahrende Zivilisation zu sein und am Ende zu den Sternen zu fahren.«

Nur einen Tag zuvor hatte Jeff Bezos auf dem gleichen Stuhl gesessen und erklärt: »Wir haben sehr ähnliche Dinge im Sinn. Ich kenne ihn, wir sind in vielen Dingen gleich gesinnt.« Bezos schob sogleich eine Einschränkung hinterher. »Aber wir sind nicht konzeptuelle Zwillinge. Eines der Dinge, die ich machen möchte, ist, zum Mars zu reisen. Das ist für mich jedoch nur ein Ziel. Für ihn ist es eines seiner Hauptziele.« Und dann kam doch noch so etwas wie Kritik. »Außerdem, die Idee eines Plan B ist für mich nicht besonders motivierend. Es ist nicht falsch. Grundsätzlich finde ich es gut, dass es unterschiedliche Beweggründe (für die Raumfahrt) gibt. Doch ich möchte keinen Plan B für die Erde. Ich möchte einen Plan B, damit Plan A funktioniert. Ich glaube, er (Musk) reist in den Raum, um die Erde zu retten. Aber wir kennen das Sonnensystem, wir haben Sonden ins gesamte Sonnensystem geschickt. Seien Sie versichert, dies ist der beste Planet! Ich bin selten von etwas so überzeugt wie davon. Wir müssen ihn beschützen. Und dafür müssen wir in den Raum gehen.« Damit hatte er Musk etwas unterstellt, was dieser am nächsten Tag vehement abstreiten würde. Der arme Walter Mossberg. Der Profi, der schon Interviews mit so schwierigen Charakteren wie Steve Jobs managte, wurde am Tag darauf zwischen den Feinheiten der Visionen und den Implikationen zweier zeitversetzter Interviews zerrieben, als er Musk zusammen mit seiner Kollegin Kara Swisher befragte.

Walter Mossberg: Glauben Sie, wir sollten die Erde irgendwann verlassen?

Musk: Nein, nein, ich denke, sie ist großartig, warum sollten wir die Erde verlassen, es ist wirklich schön hier!

Walter Mossberg: Aber Sie haben gesagt, dass wir möglicherweise die Erde verlassen müssen, daher sei es gut, einen Plan B zu haben.

Musk: Nein, das war ich nicht!

Kara Swisher: Nein, das war Bezos.

Musk: Das war, … ich denke, das war vielleicht Jeff Ich weiß nicht, ich war es nicht.

Mossberg hatte sich auf die Aussage von Bezos gestützt, ohne dies zu sagen. Doch anstatt nun auf Bezos zu verweisen, wechselte er das Thema. Schade, es wäre interessant gewesen, was Musk dazu gesagt hätte.

So absurd diese Episode sein mag, der Konflikt der beiden liegt sicher nicht in marginal unterschiedlichen Zukunftsvorstellungen und Zielen, oder dem Weg, der zu ihnen führen könnte. Dazu sind sie davon noch zu weit entfernt. Viel gravierender ist die konkrete wirtschaftliche Konkurrenz im Hier und Jetzt. Die Unternehmen beider Männer arbeiten an Raketen ähnlicher Größe und Technik. Musk hat mit SpaceX die Falcon-Reihe entwickelt: die kleine Falcon 1, die mittelschwere Falcon 9 und die Falcon Heavy, ein sogenannter Heavy Lifter, eine Schwerlastrakete. Und Bezos baut mit seinem Unternehmen Blue Origin an der einstufigen kleinen New Shepard und der großen dreistufigen New Glenn, ebenfalls für schwere Lasten.

Das hat dazu geführt, dass sie ähnliche Fachkräfte für deren Entwicklung brauchen. Laut Musks Biografen Ashlee Vance beklagte sich Musk bereits, dass Bezos ihm wertvolle Leute abwerbe. Vance erzählt in seiner erstklassig geschriebenen Biografie: »Er schnappte sich Ray Miryekta, einen der weltweit besten Experten für Reibrührschweißen (eine besonders anspruchsvolle Technik, dünne Metalle zu verschweißen, Anm. des Autors), was zu einem größeren Streit mit Musk führte. ›Jeff hat Ray eingestellt und es dann tatsächlich gewagt, Patente für Arbeiten anzumelden,  die er bei SpaceX erledigt hat‹, sagt Musk. ›Blue Origin macht gern diese chirurgischen Schnitte, um spezialisierte Experten zu sich zu holen, und bietet ihnen etwa das doppelte Gehalt.‹« Musk habe indessen einen E-Mail-Filter installiert, der die Begriffe »Blue« und »Origin« aussiebe, berichtet Vance, um zu verhindern, dass noch mehr Leute abgeworben werden. Das Erstaunliche an dieser Auseinandersetzung ist vielleicht gar nicht, dass sie zwischen den Unternehmen Musk und Bezos stattfindet. Angesichts der ähnlichen Produkte musste es fast zwangsläufig zu einer unternehmerischen Rivalität kommen, ungeachtet aller gemeinsamen Träume. Überraschend ist eher, dass ein Mann wie Elon Musk daran beteiligt ist. Wie in einer alten Star-Trek-Episode schien er urplötzlich, quasi ohne Vorwarnung, aus den Tiefen des Raums auf den Bildschirmen der Raumfahrt-Gemeinde aufgetaucht zu sein  – gleichsam einem klingonischen Überraschungsangriff. Doch tatsächlich hat Elon Musk wie jeder andere Mensch eine Geschichte, und die fand keineswegs im Verborgenen statt.

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Über

Ich arbeite seit über 20 Jahren als Autor und Redakteur für Zeitungen, Magazine, TV-Sendungen und Online-Auftritte, darunter Süddeutsche Zeitung (Die Rückkehr zum Mond),  ZEIT Online (War’s das mit der Privatsphäre?), Neue Zürcher Zeitung (Die neuen Batteriespeicher), tageszeitung (Afrikas Weg in den Weltraum) und Geo (Wärme aus der Tiefe: Kann Geothermie unser Energieproblem lösen?), u.a. Meine Themen sind digitale Innovationen, Luft- und Raumfahrt, neue Technologien und Energiewende.

Von 2004 bis 2016 war ich festes Mitglied der Online-Redaktion des Gesundheits- und Lifestyle-Magazins Men’s Health, seit 2011 Redaktionsleiter. Im Frühjahr 2018 erschien mein Buch „Goldrausch im All“ über den Boom der kommerziellen Raumfahrt mit Elon Musk an der Spitze.

Basis meines Interesses für naturwissenschaftliche Zusammenhänge ist mein geowissenschaftliches Studium. Ich habe Mineralogie und Umweltgeochemie in Heidelberg und in Brisbane, Australien, studiert. Schon während meines Zeitungsvolontariats war mir klar, dass wissenschaftlich-technische Themen und ihre Bedeutung für Mensch und Gesellschaft mein Thema sein würden. Die Entwicklungen in Raumfahrt und Astronomie sind seit Jahrzehnten mein persönliches Faible.

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