„Wir wollen die Erde indizieren wie Google das Internet!“

Die indische Trägerrakete PSLV-C43 hebt am 29. November 2018 von der Startrampe am Satish Dhawan Space Centre SHAR ab. Quelle: ISRO

Ende November brachte eine indische PSLV-Trägerrakete zahlreiche Kleinsatelliten in den Orbit. Einige Minitrabanten dienen der Erdbeobachtung, manchmal etwas altmodisch auch Fernerkundung genannt. Sie ist eines der heißesten Eisen im NewSpace-Business, der neuen kommerzielle Raumfahrt. Unternehmen wie Planet Labs, Iceye und Astro Digital  betreiben sogar eine eigene Satellitenflotte. Ein Interview mit Agnieszka Lukaszczyk von Planet.

Erdbeobachtung ist zwar eines der vielversprechendsten Geschäftsmodelle von NewSpace, aber nicht gerade neu: Amerikaner und Sowjets schauten sich schon seit Beginn der Raumfahrt auf die Teller. Der Unterschied zu den herkömmlichen Erdbeobachtungssatelliten: Die Satellitenschwärme von kommerziellen Unternehmen wie Planet (früher Planet Lab) mit seinen mehr als 175 Satelliten tasten die Erde täglich ab. Über diese Intervalle lassen sich kurzfristige Veränderungen abbilden, wertvolle Informationen für Versicherungen, Landwirtschaft, Finanzdienstleister und selbst Einzelhandelsunternehmen. Denn über die Anzahl der Autos auf Parkplätzen in Einkaufszentren lässt sich problemlos auf die Auslastung der angrenzenden Geschäfte schließen – und die Frage beantworten, ob es sich lohnt, selbst ein Geschäft zu eröffnen. Auch Giganten wie BASF nutzen Satellitendaten. Der Chemiekonzern und Hersteller von Düngemittel, Insektiziden und sogar einer gentechnisch veränderten Kartoffel gab gerade bekannt, ab 2019 Landwirten Planet-Bilder zur Verfügung zu stellen. Auch Behörden nutzen seine Daten aus dem All: Der kalifornische Katastrophenschutz will nach den verheerenden Bränden im vergangenen Monat den Planet-Service in Anspruch nehmen, um Ausmaß und Lage von Feuern zeitnah abschätzen zu können.

TV-Tipp: Satelliten – Wettlauf im All bei Planet Wissen am 17. Dezember 2018 beim WDR und SWR.

Mit an Bord: Erdbeobachtungssatelliten von Planet, Spire, BlackSky Global, Kepler Communications. Quelle: ISRO

Gleichzeitig birgt die totale Beobachtung auch eine Gefahr. Wer stellt sicher, dass nicht auch private Informationen erfasst werden? Oder dass die falschen Leute – Geheimdienste, Kriminelle – sensible Daten in die Hände bekommen. Obwohl sich von einer Revolution über unseren Köpfen sprechen lässt, findet in Deutschland, dem Land des Datenschutz, kaum eine öffentliche Diskussion über die fliegenden Augen und ihre Verwendung statt. Agnieszka Lukaszczyk, bei Planet verantwortlich für die Europastrategie, erklärt im Interview, wie der Satellitenbetreiber mit seinen Daten umgeht, ob es seine Konstellation ausbauen wird und wie die nächsten Satelliten aussehen werden.

Frage: Planet hat über 170 Satelliten im All. Wohin will Planet?
Agnieszka Lukaszczyk: Wir werden oft gefragt, wo wir in fünf Jahren sind. Aber wir sind ja erst sechseinhalb Jahre alt. Fünf Jahre sind daher für uns eine extrem lange Zeit, weil wir so große und schnelle Fortschritte machen. Innerhalb von sechseinhalb Jahre hat sich aus etwas mit drei Leuten in einer Garage ein Unternehmen mit über 400 Leuten weltweit und der größten Satellitenkonstellation der Branche entwickelt. Zu Beginn haben unsere Gründer ein Missionsziel ausgegeben: jeden Punkt der Erde jeden Tag abzubilden. Das haben wir Ende 2017 erreicht. Das ist von großer Bedeutung. Die Satelliten anderer Programme brauchen einige Zeit, um wieder den gleichen Punkt auf der Erde zu passieren. Weil wir über so viele Satelliten verfügen, sind wir in der Lage, kontinuierlich zu beobachten. Das ist der Game changer, weil wir so die Veränderungen beobachten können, die auf der Erde passieren. Denn wenn der Satellit erst drei oder vier Tage später wiederkommt, hat er womöglich einige wichtige Ereignisse verpasst. Wir hingegen sehen die täglichen Änderungen.

Was kommt als Nächstes?
Das nächste, was wir erreichen wollen, ist diese Information verwertbar zu machen. Unsere Idee ist es, die Erde zu indizieren. Genauso, wie Google das Internet indiziert hat. So dass man zu Planet geht, um zu sehen, welche Dinge sich auf der Erde verändert. Wenn man beispielsweise wissen will, wann die beste Zeit ist, um bei Ikea einzukaufen, dann können wir das feststellen, indem wir die Parkplätze untersuchen. Wir sehen dann den Verkehr und aufgrund dieser Information können wir feststellen, wann es am vollsten ist.

Macht Planet das selbst?

Die Dove-Satelliten, kleine Cube-Sats, fliegen in einem polaren Orbit (96 Grad). Unter der Konstellation dreht sich die Erde hindurch. So erreichen die Satelliten jeden Flecken auf der Erdoberfläche einmal am Tag. Quelle: Planet

Wir bieten das Basis-Prozessieren der Daten an, wobei wir mit zahlreichen Partnern zusammenarbeiten. Zudem bieten wir Bearbeitungswerkzeuge an. Wenn Sie also ein Software-Ingenieur sind, können Sie die Daten selbst bearbeiten. Der nächste Schritt ist, dafür Analysewerkzeuge bereitzustellen.

Wir wollen aber den Downstream-Unternehmen (die Unternehmen, welche lediglich die Satellitenbilder verarbeiten, interpretieren und verkaufen, Anmerkung des Autors) nicht das Geschäft wegnehmen. Denn viele unserer Kunden kaufen lediglich Daten. Und wir sind froh, dass sie Kundenprodukte entwickeln. Beispielsweise Cloudeo. Oder GAF in Deutschland, die haben Kunden aus der Landwirtschaft und benötigen speziell aufbereitetes Material. Daraus machen die dann ein finales Produkt.

Haben Sie eine eigene Software-Abteilung?

ja, wir versuchen, so viele Dinge wie möglich zu automatisieren. Auf der anderen Seite finden wir es gut, wenn jemand unser halbentwickeltes Produkt nimmt, um es auf eine neue Stufe zu heben. So benötigen wir nicht so viele menschliche Arbeitskraft. Denn wenn man ein wirklich auf den Kunden zugeschnittenes Produkt möchte, muss es von einem Menschen bearbeitet werden, und das kostet sehr viel Geld. Wir betrachten uns sowohl als Erdbeobachtungs-Unternehmen als auch Datenanalytik-Unternehmen.

Ist Planet überhaupt ein Raumfahrtunternehmen? Peter Platzer vom Satellitenbetreiber Spire, sagt, sein Unternehmen mache keine Raumfahrt, sondern Datenanalyse.

Das ist eine sehr knifflige Frage – und manchmal auch eine Frage der PR. Wenn man ein Produkt hat, dass man der Öffentlichkeit verkaufen will, dann sind Raumfahrtunternehmen teuer. Sie haben mit Raketen zu tun. Damit kann keiner etwas damit anfangen und es kostet sehr viel Geld.

Zerstörung des Regenwalds im Amazonasbecken durch illegale Goldschürfer. Bild: Planet
Zerstörung des Regenwalds im Amazonasbecken durch illegale Goldschürfer. Bild: Planet

Deswegen wollen sie nicht erzählen, dass sie Raumfahrt machen. Aber in Wirklichkeit sind wir natürlich ein Raumfahrtunternehmen, weil wir im Weltraum unterwegs sind. Aber Planet fokussiert auf die Erde. Was wir im Weltraum machen, machen wir nur, um etwas auf der Erde zu verändern.

Sie sollten staatliche Erdbeobachtungs-Programme wie Copernicus eigentlich nicht mögen, oder?

Riad, Hauptstadt von Saudi-Arabien. Bild: Planet
Riad, Hauptstadt von Saudi-Arabien. Bild: Planet

Nun, das ist ein interessanter Aspekt. Wir sind sogar Teil der Copernicus- Masters-Competition (Innovationswettbewerb für Start-ups im Bereich Erdbeobachtung, Anmerkung des Autors), da bin ich sogar Mitglied in einem Gremium. Copernicus liefert kostenlose Daten. Vom Standpunkt der kommerziellen Wirtschaft aus könnte man meinen, das sei schlecht. Warum sollte jemand unsere Daten kaufen, wenn er sie doch von Copernicus kostenlos bekommt? Angeblich gab es Unternehmen, die davon sehr betroffen waren und ihre Aktivitäten einstellen mussten, als Copernicus an den Start ging. Wir sehen das nicht ganz so, weil wir ergänzend zu Copernicus arbeiten. Es gibt zwei Aspekte bei Copernicus. Der eine sind die Sentinel-Satelliten, die vor einigen Tagen gestartet worden sind. Ihre Daten sind kostenlos. Aber diese Satelliten liefern eine Auflösung von 10 Metern und ihre Wiederkehrzeiten betragen fünf Tage. Sie weisen also große Lücken auf, bei dem was sie liefern. Unsere Daten haben eine viel höhere Auflösung und viel kleinere Wiederkehrzeiten. Für einige Kunden mag die Auflösung von 10 Metern okay sein, und sie brauchen vielleicht auch keine kontinuierliche Beobachtung. Für andere ist es aber nicht ausreichend. Die nehmen die Daten der Sentinel-Satelliten und versuchen herauszuholen, was geht. Aber darauf legen sie dann Daten, die diese Lücken schließen, beispielsweise Planet.

Der zweite Aspekt: Copernicus ist außerdem eine großartige Angelegenheit, weil es für eine große öffentliche Wahrnehmung der Erderkundung sorgt. Es hat sie glaubwürdig gemacht.

Mehr zum Thema im Buch „Goldrausch im All“!

Wäre es denn auch okay, wenn es eine Zahlschranke gäbe? Die US-Regierung hat das ja schon angedeutet.

Falls die Amerikaner sich dafür entscheiden, eine Zahlschranke einzurichten, wäre das für Copernicus nur gut. Es würde viel relevanter werden. Copernicus würde vermutlich nie eine Zahlschranke einrichten, denn es ist ja ein EU-Programm und alle Mitgliedstaaten müssen dem zustimmen. Und das ist wie man weiß sehr schwierig. Außerdem ist es ja das Geld der Steuerzahler. Ich glaube, sie würden das nur dann machen, wenn zukünftige Satelliten eine höhere Auflösung besäßen und es Sicherheitsbedenken gäbe.

Ist Planet von Sicherheit-Aspekten betroffen? Was dürfen Sie nicht beobachten?

Zuerst: Wir operieren unter US-Recht. Es gibt eine Liste der US-Regierung, auf der steht, mit welchen Personen, Organisationen und Staaten wir nicht zusammenarbeiten dürfen. Beispielsweise Terrorgruppen oder Nordkorea. Es gibt auch Orte, von denen wir keine Bilder verkaufen dürfen. Wir sehen sie zwar, denn wir sehen ja alles. Es ist auch nicht so, dass es uns nicht erlaubt wäre, sie zu sehen. Aber wir dürfen sie nicht verkaufen. Wir waren beispielsweise die ersten, die die Atomwaffentests in Nordkorea gesehen haben.

Aber wie kontrolliert Planet das? Es ist doch so einfach, ein Profil zu fälschen.

Wir haben bisher keine schlechten Erfahrungen gemacht. Natürlich kann man das nicht zu 100 Prozent kontrollieren. Aber sobald wir herausfinden würden, dass es nicht legal ist, kappen wir den Datenstrom. Außerdem: Wenn ein Kunde zu uns kommt, muss er ja Lizenzbedingungen unterschreiben. Da gibt es Regeln.

Mehr zum Thema Erdbeobachtung und Satelliten-Konstellationen findet sich in meinem Beitrag „War’s das mit der Privatsphäre?“ bei ZEIT Online.

Wird Planet aktiv von der US-Regierung kontrolliert? Seine Daten sind doch sensibel, oder?

High Resolution-Aufnahme eines SkySat von Planet. Bild: Planet
High Resolution-Aufnahme eines Sky-Sat von Planet. Bild: Planet

Unsere Daten sind auf der einen Seite sensibel, aber auf der anderen wiederum nicht. Denn unsere Auflösung ist dann doch nicht hoch genug, um die Privatsphäre bewusst zu verletzen. Sie beträgt etwa 80 Zentimeter bei unseren Skye-Satelliten. Aber damit kann man kein Gesicht erkennen, keine Person und auch kein Autokennzeichen. Man sieht nur, dass ein Auto auf einem Parkplatz steht. Wir arbeiten unter amerikanischen Recht und da gibt es bestimmte Regulierungen, die die Aktivitäten von Unternehmen wie dem unseren reguliert. Aber die überprüfen nicht unsere Daten.

Ein Feld brennt im ägyptischen Gouvernement „Neues Tal“. Anhand der täglichen Wiederkehrzeiten lässt sich die Entwicklung der Pflanzenstände ablesen. Bild: Planet
Ein Feld brennt im ägyptischen Gouvernement „Neues Tal“. Anhand der täglichen Wiederkehrzeiten lässt sich die Entwicklung der Pflanzenstände ablesen. Bild: Planet

Hat Planet irgendwelche Probleme mit Ländern wie China?

Bisher nicht. Im Grunde genommen ist unser größter Markt die Landwirtschaft. Das ist kein besonders sensibles oder kontroverses Thema, würde ich sagen. Natürlich arbeiten wir auch mit Regierungsbehörden weltweit zusammen. Aber noch mal: Auch sie müssen unsere Daten nach unseren Lizenzbedingungen kaufen. Wenn sie das nicht bei uns machen, dann gehen Sie zu einem Konkurrenten, zu Digital Globe oder jemand anderen.

Ist das US-Gesetz zur Exportbeschränkung von Waffen (ITAR) für Sie relevant?

ja, aber nur hinsichtlich der Satelliten. Das ist der Grund weshalb wir nur in den USA produzieren.

Ist es möglich, Demonstrationen oder Aufstände aufzuspüren?

Technisch ist es möglich, Demonstration zu entdecken, wenn sie erst mal da sind. Natürlich, wenn es ein Tumult mit zehn Leuten ist, dann ist er nicht sichtbar. Wir haben drei Typen von Satelliten. Die fünf RapidEyes, die von Berlin aus betrieben werden, die Doves, mit denen wir die Erde täglich erfassen, und die Sky-Sats mit der höchsten Auflösung von 80 Zentimeter. Sie können Videos aufnehmen und Bilder, das macht den Unterschied.

Die Doves sind nicht steuerbar. Sie sind wie an einer Perlenkette aufgereiht, unter der sich die Erde hindurchdreht. Aber wir können sie nicht bewegen. Bei den Sky-Sats können wir das allerdings schon. Wenn wir also wissen, was eine Regierung oder Behörde beobachten will, dann können wir einen Sky-Sat zu einem bestimmten Zeitpunkt auf eine bestimmte Stelle ausrichten bewegen, um danach zu schauen. Falls natürlich jemand dafür zahlt und keine rechtlichen Probleme dabei entstehen.

Aber diese Daten werden auch zur Grenzüberwachung eingesetzt, und für die Überwachung von Flüchtlingsströmen. Beispielsweise für Schiffe im Mittelmeer, für illegale Schiffe, auch wenn sie vergleichsweise klein sind. Die Grenzer wissen, welche Art von Boden irgendwo sein dürfen und wenn sie Punkte sehen, dann wissen Sie in der Regel, ob es sich um ein Flüchtlingsboot handelt. Solche Bilder kann man natürlich auch für regionale Sicherheit verwenden, Aufstände, Notfälle oder Naturkatastrophen.

Plant Planet, seine Satelliten im Weltraum zu betanken?

Ich habe von dieser Technik gehört. Wir planen das aber nicht, denke ich. Ich glaube nicht, dass sich das mit unserem Geschäftsmodell vereinbaren ließe. Wir betrachten uns als NewSpace und als dynamisch. Nach dem Lebensende eines Satelliten wollen wir neue und leistungsfähigere Satelliten installieren. Die Technik ändert sich derzeit so rasch, dass wir sie lieber regelmäßig mit einer besseren Technologie ersetzen wollen, um immer einen Schritt voraus zu sein. Das Betanken macht aber auf jeden Fall Sinn für größere Satelliten in geostationären Umlaufbahnen.

Einige Ihrer Satelliten sind steuerbar. Aber sie sind immer noch SmallSats?

Die steuerbaren Satelliten sind nicht so klein wie die Dove-Satelliten, das sind ja 3U-Satelliten, also drei Cubes. Die SkySats sind ungefähr so groß wie ein kleiner Kühlschrank. Die haben wir bekommen, als wir Terra Bella übernommen haben. Damals hatten sie sieben. Seitdem haben wir sechs weitere gebaut und gestartet. Und wir werden vermutlich noch weitere starten. Das heißt, im Moment haben wir 13 im Orbit.

Zerstörte Brücke im indonesischen Palu nach dem Tsunami am 28. September 2018. Bild: Planet
Zerstörte Brücke im indonesischen Palu nach dem Tsunami am 28. September 2018. Bild: Planet

Baut Planet seine Satelliten selbst?

Ja, wir sind eines der wenigen Unternehmen, die alles im Haus selbst machen, von A bis Z, von Forschung und Entwicklung bis zur Produktion und Operation der Satelliten. Natürlich launchen wir nicht selbst, das machen andere. Aber wir betreiben Sie selbst. Mission Control ist hier in Berlin. Wir besitzen unsere Bodenstation selbst und erledigen auch den Download und das Prozessieren der Daten. Das ist für Unternehmen wie das unsere ungewöhnlich. Normalerweise werden solche Dinge ausgelagert.

Wird Planet seine Konstellation ausbauen?

Im Moment haben wir eine komplette Konstellation. Wir wollen vermeiden, Satelliten ohne Grund zu starten. Nachdem wir unser erstes Ziel erreicht haben, starten wir nur noch, um alte Satelliten zu ersetzen. Es ist notwendig, manche Satelliten zu ersetzen. Einige Doves sind schon am Ende ihrer Lebenszeit. Es sind ja recht kleine Satelliten in einem niedrigen Orbit, wo sie von der Restatmosphäre abgebremst werden. Sie treten also von allein wieder in die Erdatmosphäre ein und verbrennen dort. Sie kommen als Asche runter. Die werden wir ersetzen. Aber wir denken über viele Sachen nach, womöglich auch über neue Konstellationen mit einem neuen Typ von Satelliten, Radar oder Video. Darüber sprechen wir aber noch nicht, es sind nur Pläne. Wenn die Prototypen mal laufen, dann kommen wir damit raus. Im Moment heißen unsere Satelliten Doves, demnächst bauen wir Super Doves. Sie werden etwas größer sein als ein herkömmlicher Dove und hoffentlich mit einer Auflösung von weniger als ein Meter. Derzeit sind es 3,5 Meter.

Gibt es ein Umwelt-Problem, wenn Satelliten verglühen?

Trümmerstücke von Raketen und Satelliten befinden sich hauptsächlich im erdnahen Orbit (LEO). Quelle: TU Braunschweig / DLR

Mir ist keine Institution bekannt, die sich mit den Resten verglühender Satelliten beschäftigt. Es ist zwar ein großes Geschäft, aber es sind immer noch verhältnismäßig wenige und kleine Satelliten, die da verglühen. Ich glaube daher nicht, dass es da einen Umweltproblem gibt. Die Raumfahrt-Community betrachtet eher Debris als Problem. Im Grunde genommen ist jeder froh, wenn seine Satelliten verglühen. Das ist die beste Lösung, die wir im Moment haben.

Denkt Planet über Antriebssysteme an den Doves nach?

Nein, das ist nicht notwendig, sie sind zu klein und fliegen zu niedrig. Das sind unnötige Kosten, denn sie kommen ja allein runter. Bei den SkySats zum Beispiel ist das anders, die kann man am Ende mit ihrem Antriebssystem runterholen.

Gletscher im Gasherbrum-Gebirge in Pakistan. Bild: Planet
Gletscher im Gasherbrum-Gebirge in Pakistan. Bild: Planet

Wie viele Leute arbeiten bei Planet?

Das ändert sich von Tag zu Tag. Im Moment sind wir sind weltweit etwa 420 Leute stark. Ein Viertel davon arbeitet in Europa. Auch in Berlin wachsen wir ziemlich stark, daher sind wir gerade umgezogen. Früher hatten wir eine Etage, jetzt sind es zwei.

Wie viel Umsatz macht Planet?

Den Umsatz kann ich nicht nennen. Aber wir haben unser Ziel für 2017 übertroffen, und dieses Ziel war doppelt so hoch wie 2016. Unsere Investoren sind also glücklich. Wir machen keine Verluste. Beziehungsweise ich kann nicht genau sagen, ob wir eine schwarze Null schreiben, wir erreichen aber unsere Ziele und wachsen kontinuierlich. Unser Ziel ist es, dass das Geschäft sich selbst trägt. Außerdem sind wir dabei, andere Unternehmen zu übernehmen. Wir haben ja auch Terra Bella von Google übernommen, das waren ja hohe Ausgaben, die in den vergangenen Jahren nicht vorgesehen waren.

Mehr zum Thema Erdbeobachtung und Satelliten-Konstellationen findet sich in meinem Beitrag „War’s das mit der Privatsphäre?“ bei ZEIT OnIine.

Anmerkung des Autors: Das Interview wurde zum Zweck einer besseren Verständlichkeit redigiert.